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Platonische Ideenlehre
Platon: Alles in unserer Welt ist nach Formen und Ideen gebildet und wir erkennen nur die Abbilder. Die Formen, die Urbilder sind viel vollkommener als die Abbilder, die wir wahrnehmen.
Meine Gedanken dazu: Unter den ursprünglichen Formen verstehe ich die beim Urknall entstandenen physikalischen Gesetze. Sie sind völlig universell und unverrückbar, und vor allem sind sie genau so festgelegt, dass irgendwann Leben nicht nur entstehen kann, sondern entstehen muss. Das Leben ist unvollkommen, aber die dahinter stehenden Naturgesetze sind absolut und vollkommen. Sie können nicht zufällig entstanden sein, deshalb muss eine Absicht oder ein Wille dahinterstehen. Dieser "Wille" muss außerhalb von Raum und Zeit existieren, da er nur dann den Beginn hervorgerufen haben kann. Es muss sich um eine im weitesten Sinn
geistige Welt handeln, jenseits von Raum und Zeit, universell und allgegenwärtig. Eine Verbindung zu dieser geistige Welt ist unser Bewusstsein. Vielleicht ist es sogar ein Teil dieser Welt.
Die Vernunft
Platon: Die Abbilder erkennen wir mit den Sinnen, die uns täuschen können. Die dahinter steckende Form oder Idee erkennen wir mit der Vernunft und nur mit dieser erlangen wir gesichertes Wissen.
Es kann sein, dass wir nie gesichertes, vollkommenes Wissen über die Welt erlangen werden. Ebenso kann es aber auch sein, dass unser Dasein und das gesamte Leben im Kosmos eben dieses endgültige Wissen zum Ziel hat. Dies wäre dann vielleicht tatsächlich der große
Sinn des Lebens. Ob es sich bei dem Ziel um die
Weltformel handelt, oder etwas ganz anderes, von dem wir noch nicht wissen, dass es so etwas geben kann, ob wir das Ziel mit der Vernunft, der Physik oder einer Wissenschaft erreichen, die es noch gar nicht gibt, wer weiß? Auf jeden Fall sind wir noch viele Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende, davon entfernt.
Dieses universelle Wissen werden wir nicht mit so groben Einrichtungen wie
Teilchenbeschleunigern am CERN oder bloßem vernünftigem Nachdenken erlangen. Wenn unsere Psyche, die ja körperlich ist, über das Bewusstsein Verbindung zur geistigen Welt aufnehmen kann, werden wir dies eines Tages nutzen. Ethische oder moralische Bedenken werden die Menschheit auf Dauer nicht daran hindern, das mittels lebender Nervenzellen und Gentechnik zu versuchen, wenn nicht in zehn Jahren, dann vielleicht in hundert oder tausend! Da die geistige Welt unabhängig von Raum und Zeit ist, können wir damit vielleicht eines Tages Verbindung zu Lebewesen auf den entferntesten Planeten des Universums aufnehmen. Mit unbelebter physikalischer Technik wird das wahrscheinlich nicht möglich sein. Selbst mit Quantentechnik wird es wohl kaum gelingen.
Platon's Höhlengleichnis
Wir kennen Gleichnisse vor allem von Jesus, sie waren jedoch in der Didaktik und Rhetorik der antiken griechischen Philosophen sehr geläufig. Jesus hat die philosophischen Schriften sicher gekannt, und diese hat er nicht in
Israel kennengelernt, sondern in
Ägypten, wo er lange Zeit lebte. Vielleicht existierte zu seiner Zeit noch die Bibliothek von Alexandria (nicht sicher), und er konnte darin schmökern. Die jüdischen Schriftgelehrten verachteten die Philosophen und kannten nur ihre Tora und den Tanach, der alles mystisch erklärte.
Um seine Ideenlehre zu verdeutlichen, benutzte Platon das bekannte Höhlengleichnis, das er seinen Lehrer Sokrates Platon's Brüdern Glaukon und Adeimantos erzählen lässt. Die Menschen mit ihren Sinnen muss man sich gefesselt in einer Höhle vorstellen. Sie sind gezwungen, auf die hintere Höhlenwand zu schauen und können die Köpfe nicht umdrehen. So sitzen sie schon ihr ganzes Leben. Am Höhleneingang brennt ein helles Feuer, das die Höhlenwand erhellt. Dazwischen werden scherenschnittartige Formen hin und her getragen, die ihre Schatten auf die Höhlenwand werfen. Da die Gefesselten nie etwas anderes gesehen haben, betrachten sie die Schatten als die einzige Wirklichkeit. Sie denken sich eine Wissenschaft von den Schatten aus und versuchen vorherzusagen, nach welchen Gesetzmäßigkeiten sich diese verhalten. Da von hinten ab und zu Stimmen zu hören sind, vermuten sie, dass die Schatten sprechen.
Würde man einen der Gefesselten befreien und ihm die Formen zeigen, welche die Schatten werfen, wäre er geblendet und verwirrt. Er würde nicht glauben, dass nur die Formen wirklich sind, da es für ihn bis jetzt nur die Wirklichkeit der Schatten gab. Selbst wenn man ihn zum Höhlenausgang und ins Freie bringen würde, wäre er so geblendet, dass er zunächst nichts erkennen könnte. Erst wenn er nach einer gewissen Zeit sieht, dass die Sonne Schatten wirft, kann er sich vorstellen, dass die Schatten nur Abbilder der wahren Wirklichkeit sind. Brächte man ihn zu den Gefangenen zurück, würde er durch die Blendung erst mal garnichts sehen und sie würden ihn auslachen und sich künftig weigern, die Höhle zu verlassen.
Die Höhle mit ihren Schatten vergleicht Platon mit unserer Sinneswelt. Erst wenn man diese verlässt, und vernünftiges Denken anwendet, sieht man die Wirklichkeit, die Formen und Ideen. Die Sonne setzt er gleich mit der
Idee des Guten, die man gesehen haben muss, um künftig moralisch vernünftig handeln zu können. Die meisten Menschen vergleicht Platon mit den zurückgebliebenen Gefangenen, die den Wissenden auslachen und nicht für voll nehmen. Dass das Gleichnis tatsächlich schon von Sokrates erzählt wurde, ist eher zweifelhaft. Wahrscheinlich hat erst Platon es sich ausgedacht und seinen Lehrer sprechen lassen.
Alles verändert sich, fließt und vergeht wieder, aber die Idee, die Form, bleibt ewig.
Problematisch ist das Wort "ewig", denn es ist ein Zeitbegriff. Setzt man dafür "jenseits von Zeit und Raum" und verzichtet auf alle Zeitbegriffe und räumliche Einordnungen, halte ich es doch für sehr wahrscheinlich, dass in dieser geistigen Welt etwas existiert, das den platonischen "Ideen" nahekommt, egal ob man es universelle Vernunft oder sonstwie nennt, oder vielleicht "Gott".
Die Wahrheit
Platon: Durch unsere Sinneswahrnehmungen erreichen wir nur Glauben ohne Wissen (= Meinung). Die Wahrheit erreichen wir nur durch Denken, Vernunft und Einsicht.
Das wäre schön, aber nicht nur die Sinne können uns täuschen, auch beim Denken machen wir Fehler. Was wir heute als sichere Einsicht empfinden, können wir schon morgen als Holzweg verwerfen und über unsere eigene Dummheit lachen. Je schwieriger das Problem, desto wahrscheinlicher irren wir uns, auch wenn wir noch so vernünftig und rational nachdenken. Über die
Erkenntnistheorien haben nach Platon viele Philosophen nachgedacht und sind zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen.
Immanuel Kant greift zum Beispiel im Jahr 1770, über 2000 Jahre später, den Gedanken wieder auf und entwickelt ihn weiter. Er unterscheidet scharf zwischen der sinnlichen Erkenntnis der Erscheinungen der Dinge und der Erkenntnis der Dinge, wie sie an sich sind, durch den Verstand. Sogar Raum und Zeit bezeichnet er als
reine Anschauungen, die notwendig sind, um die Erscheinungen dem Menschen überhaupt zugänglich zu machen.
Die platonische Liebe, nur Freundschaft?
Was wir heute unter platonischer Liebe verstehen, hat nicht mehr viel mit Platon zu tun. Obwohl die Kirche nichts für philosophische Lehren übrig hatte, missbrauchte sie hier die
Vernunft Platons und setzte sie der Liebe zwischen Mann und Frau entgegen. Diese sollte ja nur der Fortpflanzung dienen. Erotische Liebe und sexuelle Lust waren ja die Todsünde der Wollust, die Luxuria. Die Menschen sollten lieber "vernünftig" sein und solche Gefühle vermeiden.
Kugelmenschen, die Liebestheorie Platons
Ursprünglich gehört zur Liebestheorie Platons der
Mythos der Kugelmenschen, in dem der Liebesgott Eros nach dem Komödiendichter
Aristophanes die Entstehung des erotischen Begehrens erklärt: Heutige zweibeinige Menschen sind je eine Hälfte der Kugelmenschen. Diese hatten vier Arme und vier Beine und zwei Gesichter. Die meisten Kugelmenschen hatten eine männliche und eine weibliche Hälfte (androgyn, vom Mond) und befruchteten sich selbst. Ein paar waren nur männlich (von der Sonne), andere nur weiblich (von der Erde). Sexualität gab es noch nicht. Weil sie zu mächtig geworden waren, teilte sie Zeus in je zwei Hälften. Der Gott Apollon schloss die Wunden und band die Haut am Nabel zusammen, die Geschlechtsteile landeten leider am Rücken. Die Menschen umschlangen einander, um wieder zusammenzuwachsen und gerieten dabei in die Gefahr zu verhungern. Um sie zu retten, verlagerte Zeus die Geschlechtsteile nach vorne, so dass sie ihr Einheitsbedürfnis zumindest vorübergehend befriedigen und sich wieder fortpflanzen konnten. Nur aus den zweigeschlechtlichen Kugelmenschen entstanden die Heterosexuellen, die anderen hatten homosexuelle Veranlagungen.
Der Körper als Seelengefängnis
Platon: Die Seele ist ein geistiges Prinzip des Lebens individuell unsterblich. Der Körper ist die Wohnstatt der Seele, oder auch ihr Gefängnis, je nach Anschauung.
Dieser dualistische Ansatz ist mir teilweise zu legendenhaft. Unser Bewusstsein ist ein Teil der geistigen Welt, war es immer und wird es immer sein. Dazu muss es den Körper weder verlassen noch in ihn hineinschlüpfen. Das sind alles Begriffe von Raum und Zeit. Die geistige Welt ist allgegenwärtig in jeder Hinsicht. Sie braucht auch nicht ewig zu sein, da es für sie keine Zeit gibt. Auch die Zeit entstand erst beim Urknall, sie ist nicht universal. Ebenso der Raum: Vor dem Urknall gab es nicht leeren Raum sondern gar keinen Raum. Und in dieser nichträumlichen und zeitlosen Welt, die so andersartig ist, dass wir sie uns nicht vorstellen können, suche ich die Geistwelt, oder, wenn man so will, Gott.
Die Narben der Seele
Platon: Durch ein ungerechtes Leben erhält die Seele Narben. Hat die Seele viele Narben, wird sie im Körper einer Frau wiedergeboren. Die Frau ist praktisch ein unvollkommener Mann (Mensch). Hat die Seele noch mehr Blessuren, wird sie als Tier wiedergeboren, je schlechter, desto niederer das Tier.
Dafür würde Platon heute natürlich mit Schimpf und Schande überschüttet. Diese Behauptungen in seinem Spätwerk Timaios spiegeln aber gut die damalige Denkweise über Frauenrechte wieder. Von Gleichberechtigung keine Spur. Dass die Seele durch ein ungerechtes, sündiges Leben bestraft wird, interpretieren wir heute christlich-religiös. So hat er es sicher nicht gemeint. Auch heute gibt es Religionen und Kulturen, die an die Wiedergeburt glauben, und daran, dass das Verhalten im jetzigen Leben entscheidet, wie man wiedergeboren wird. Letztlich ist das alles ein Versuch, die Ungerechtigkeit zu erklären, die uns allen bei unserer Geburt in die Wiege gelegt wird - Zum Guten oder zum Schlechten, beides ist ja ungerecht.
Die Dialektik
Platon: Als argumentative Form der Gesprächsführung ist die Dialektik dem rhetorischen Monolog vorzuziehen, da dieser nur zur Durchsetzung beliebiger Meinungen dient.
Das klingt schon nach modernen Unterrichtsformen. So weit war Platon allerdings noch nicht. Seine Dialektik ist eher destruktiv, um die These zu entkräften. Bis zur Dialektik Hegels war eben damals noch ein weiter Weg.
Der Rechtsstaat
Platon: Die ideale Staatsform ist ein Gesetzesstaat, geführt von einem Herrscher, der nach diesen Gesetzen vernünftig handelt.
Klar, dass er sich damit Kritik und Angriffen der Herrschenden aussetzte. Vielleicht war er doch zu einflussreich, um ihn zum Tode zu verurteilen. Oder sollten die Herrschenden im antiken Athen doch langsam "zur Vernunft" gekommen sein?