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Sokrates: Ich weiß, dass ich nichts weiß.
Dieser Satz war sowohl in der griechischen wie in der römischen Antike ein beliebter Ausspruch. Aufgeschrieben kennen wir ihn erst durch den römischen Geschichtsschreiber Cicero, der ihn 300 Jahre später Sokrates zuschrieb. Mit provozierenden Fragen und zweideutigen Andeutungen kann man ganz schön nerven. Das hat ihm schließlich das Leben gekostet. Die Athener zwangen Sokrates mit einem Todesurteil 399 vor Christus, den giftigen Schierlingsbecher zu trinken.
Meine Gedanken dazu:
Als erstes fallen mir viele Parallelen zu Jesus
auf:
Sokrates
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Jesus
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Hinrichtung durch den Schierlingsbecher
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Hinrichtung durch Kreuzigung
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Todesurteil wegen Missachtung der Götter und schlechtem Einflusses auf die Jugend und das Volk
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Todesurteil wegen Gotteslästerung, da er sich als den Sohn Gottes bezeichnete, aber auch Aufwiegelung des Volkes gegen die Römer, weil er als König der Juden und der Messias angesehen wurde
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Schwerwiegende Verbrechen, die ihr Todesurteil rechtfertigen würden, sind nicht erkennbar.
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»Ein Sklave hat die gleiche Vernunft wie ein Bürger.« Damals eine unerhörte Behauptung, waren Sklaven doch Untermenschen und kamen bestenfalls irgendwo zwischen Haustieren und Bürgern.
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Auch Jesus behandelte Menschen aus den sozialen Unterschichten genauso wie Mächtige. Er redete mit Sklave und Herr, Mann und Frau, gleich vernünftig. Das war damals nicht selbstverständlich.
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Recht und Unrecht erkennst du durch die Vernunft
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Gut und Böse erkennt man durch den Baum der Erkenntnis
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Recht und Unrecht waren damals Sache der Herrschenden und oft ziemlich willkürlich. Selbst Recht und Unrecht zu definieren, oder die Beurteilung der Vernunft jedes einzelnen zu überlassen, war eine Anmaßung.
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Beide kritisierten Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch.
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Sokrates wurde von Platon als der gerechteste Mensch bezeichnet.
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Die Christen sehen Jesus als den einzigen gerechten Menschen.
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Beide waren ausgesprochen friedliche Menschen und verbreiteten eine friedliche Lehre und Philosophie, was sie übrigens mit Siddhartha Gautama, dem Buddha, gemeinsam haben. Ich behaupte, der Philosoph Jesus kannte die Lehren von Sokrates und Buddha und baute darauf auf.
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Es ist besser, Unrecht zu erleiden als Unrecht zu tun.
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Wenn dich jemand auf deine rechte Wange schlägt, so wende ihm auch die andere zu.
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Beide haben in Gleichnissen gesprochen, die oft Fragen enthielten, die sie schließlich selbst beantworteten oder die Gesprächsteilnehmer anleiteten, die Antworten selbst zu erkennen. Sie waren Meister des Gesprächs, der Rhetorik und Dialektik.
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Beide nahmen das Urteil an, baten nicht um Gnade und versuchten nicht zu fliehen.
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Von beiden ist nichts selbst geschriebenes überliefert. Bei Sokrates übernahm das Platon, bei Jesus die Evangelisten.
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Silberne Gefäße und Purpurkleider sind fürs Theater gut, nicht fürs Leben.
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Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher ins Reich Gottes gelangt.
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Wenn ich durch einen Markt gehe, freue ich mich darüber, dass es so viele Dinge gibt, die ich nicht brauche.
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Eine materielle Bescheidenheit, die auch Jesus immer wieder betonte.
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Beide glaubten, für etwas zu sprechen, das größer als sie selbst, und ließen sich für ihre Lehrtätigkeit nicht bezahlen.
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Beide waren schon zu Lebzeiten als rätselhafte Personen bekannt.
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Sokrates: Es ist besser, Unrecht zu erleiden als Unrecht zu tun.
Dieser Erkenntnis zu folgen, fällt vielen Menschen naturgemäß schwer. Aber auch Unrecht ist ja relativ. Ein kleines Unrecht zu begehen, um die Erleidung eines großen zu verhindern, da würde mancher wohl insgeheim zustimmen. Öffentlich sagen darf man das natürlich nicht, um Gottes Willen!
Grundsätzlich wird die Hinwendung der Philosophie zu Problemen der menschlichen Gesellschaft, weg von bloßer Erklärung von Naturphänomenen, als
Sokratische Wende bezeichnet, was man durchaus als Grundlage der philosophischen Ethik bezeichnen kann. Die Philosophie wurde politisch.
Die heutige Jugend (vor über 2400 Jahren) ist schlecht, sie liebt den Luxus, ärgert die Lehrer und lümmelt nur herum. Die Jugendlichen haben (400 vor Christus!) schlechte Manieren, verachten die Autorität und haben keinen Respekt vor den älteren Leuten.
Irgendwie stimmt das natürlich, zu allen Zeiten. Aber wer sich darüber aufregt, vergisst wahrscheinlich, dass er auch mal jung war, und was er da so alles angestellt hat. Aber wir waren natürlich alle nicht so schlimm wie die Jugend
heutzutage! Und früher war sowieso alles besser!
Übrigens wird zur Zeit diskutiert, ob der Ausspruch wirklich von Sokrates stammt, oder ob er ihm erst vor gut hundert Jahren in den Mund gelegt wurde. Wenn eine Behauptung so gut ist, dass sie sich schnell verbreitet, ist sie nicht mehr aus der Welt zu schaffen und wird automatisch als Wahrheit angesehen, weil's ja alle sagen, ein gutes Beispiel für Legendenbildungen durch sogenannte
Moderne Mythen, Urbane Legenden und natürlich Fake News.
Erkenntnis muss von innen kommen!
In Gesprächen gab Sokrates sich dumm und stellte provozierende Fragen. Er bedrängte seine Gesprächspartner, damit sie selbst nachdachten und zu Einsichten kamen. Über diese
Sokratische Ironie wurde in nachfolgenden Generationen viel diskutiert, vor allem darüber, ob die Bezeichnung auch auf absichtliches Dummstellen angewandt werden sollte, oder ob der Fragesteller von seinem Nichtwissen überzeugt sein muss (Ich weiß, dass ich nichts weiß! Der Philosoph ist kein Weiser (Sophist), er strebt nur nach Weisheit!). Sein Schüler Platon schrieb den Verlauf der Gespräche auf, sonst wüssten wir kaum mehr etwas davon. Nach Sokrates' Tod eröffnete Platon eine philosophische Schule im Hain des griechischen Heros Akademos, worauf unser heutiges Wort
Akademie zurückgeht.
Mich erinnert das schon an moderne didaktisch-pädagogische Fragen mit denen heute Lehrer Schüler zum Mitmachen animieren wollen. In Pädagogik und Didaktik werden Unterrichtsmethoden angewandt, die durchaus an Sokrates und seinen Schüler Platon erinnern, auch wenn sich Lehrer natürlich nicht dumm stellen sollten, gibt es Anweisungen wie
Die Unterrichtsinhalte werden durch das methodische Handeln der Lehrer sowie der Schüler "geschaffen". Sowohl in der klassischen, als auch in unserer modernen Rhetorik findet man Einflüsse von Sokrates.
Halte dich vor körperlichen Überfüllungen fern. Essen ohne Hunger und trinken ohne Durst ruiniert Kopf und Seele.
Im Prinzip ein vernünftiger Ratschlag. Ab und zu kann es aber durchaus auch mal guttun, etwas über die Stränge zu schlagen, wenn man es nicht übertreibt. Wer suchtgefährdet ist, sollte das auf jeden Fall lassen. Sokrates selbst soll jedenfalls niemals betrunken gewesen sein.
Ein Philosoph stellt Fragen und gibt sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden.
Das ist eine Einstellung die Sokrates von Jesus unterscheidet. Während letzterer fast alles auf Gott Vater und damit mystisch begründet, stellt Sokrates die Vernunft und die Suche nach allgemeingültigen ethischen Regeln in den Mittelpunkt.